Sonderausstellung
Helden. Die Geschichte in Meisterwerken Uraler Steinkünstler
Website zur Ausstellung Helden. Die Geschichte in Meisterwerken Uraler Steinkünstler
Viele Kunsthandwerkszweige und das von ihnen über Jahrhunderte tradierte Wissen gehen immer mehr verloren. Die Tradition hochwertiger Skulpturen, herausgearbeitet und zusammengesetzt aus unterschiedlichsten (Halbedel-)Steinen, überlebte im Ural bis heute, ist aber auch in der Existenz bedroht. Doch dank der Unterstützung von Mäzenen wird dieses Kunsthandwerk hoffentlich nicht nur bewahrt bleiben, sondern wieder einen Aufschwung erfahren.
In dieser Ausstellung präsentieren wir der Weltöffentlichkeit die Früchte hochwertigster Steinschneidekunst als dreidimensionales Mosaik aus verschiedensten Steinsorten. Sie knüpfen an die Tradition der berühmten Florentiner und russischen Steinschneidekünstler und an die letzten Werke des berühmten Hofjuweliers von Karl Fabergé an. Die Uraler Künstler haben in den letzten Jahren die Techniken noch mehr perfektioniert, so dass der Betrachter zunächst kaum glauben kann, dass es sich bei den Skulpturen um Arbeiten aus Naturstein ohne Einfärbungen handelt.
Zu Beginn des 21. Jhs. hat sich im Ural eine eigenständige Strömung herausgebildet: Den Meistern reicht es nicht mehr, eine Szene mit mehreren Figuren in Steinform darzustellen, sie versuchen darüber hinaus, die Persönlichkeit einer jeden von ihnen durch Mimik und Pose herauszuarbeiten, ihre Emotionen zu transportieren.
Die hier erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellten Steinskulpturen zeigen mythische und historische Figuren wie , die die Welt bewegten und erschütterten. Die Skulpturen schildern in äusserst expressiver Darstellung grosse und kleine Helden, die Taten vollbrachten, aber auch oft Menschen ins Unglück stürzten. So steckt auch hinter jedem Helden ein Mensch mit all seinen Stärken und Schwächen und hinter jedem Mächtigen auch Machtlose.
Der heilige Georg (3. Jh. – 303 n. Chr.), Schutzpatron verschiedener Länder wie Georgien und England, von Städten wie Moskau und Freiburg im Breisgau, von Adeligen wie König Richard Löwenherz und Kaiser Maximilian I. sowie von Ritterorden wie dem Deutschen Orden und dem englischen Hosenbandorden. Laut den Legenden bezwang er einen Drachen und rettete damit die Königstochter, die dem Drachen geopfert werden sollte. Aus Pyrit, Jaspis, Marmor, Belarussischer Feuerstein, Achat, Chalcedon, grauer Quarzit, Schaitan-Pereliwt, Rauchquarz, Dendrolith, Metall. Steinschneidewerkstätte: Swjatogor. © Jewgeni Litwinow | Fürst Serebrjanyi Moskauer Woiwoden (Heerführer) des 16. Jahrhunderts. Die Brüder Wassili und Peter Semjonowitsch aus dem Fürstengeschlecht der Serebrjanye („die Silbernen“) waren berühmt für ihre Kriegsführung gegen Kasan. Sie dienten als Prototypen für Alexej Tolstois Roman „Der silberne Fürst“, in dem es um einen tapferen Krieger und edlen Hünen geht. Steinschneidewerkstatt: „Swjatogor“ 2014 Autor: Pawel Lapysch Meister: Artemi Ushkow Schliff: Igor Manturowski Juwelier: Dmitri Babuschkin, Wiktor Sobolew Material: Tigerauge, Gasgan-Marmor, Feuerstein, Magnesit, Chalcedondrüsen, Jas-pis, Chalcedon, Silber, Bronze, vergoldet, palladiert, brüniert © Jewgeni Litwinow | |
Alexander Wassiljewitsch Suworow (1730 – 1800), Generalissimus der russischen Armee. Nachdem sich Suworow schon im Siebenjährigen Krieg (1756-1763), im Feldzug gegen die polnische Konföderation von Bar (1768-1772) und in den russisch-türkischen Kriegen (1768-1774 und 1787-1791) bestens ausgezeichnet hatte, wurde er im Zweiten Koalitionskrieg gegen die französischen Truppen in Italien zum Oberbefehlshaber der österreichisch-russischen Truppen ernannt und schlug in mehreren Schlachten die Franzosen so vernichtend, dass diese Italien räumten. Am 15. September 1799 zog Suworow vom Tessin mit 20000 Soldaten, 25 Kanonen und 650 Maultieren - teilweise gegen die Franzosen in den Alpen erfolgreich kämpfend - über Bellinzona, Airolo, die Schöllenenschlucht, den Gotthard, Altdorf, über den Kinzigpass und Muotathal, über den Pragelpass, Glarus, Elm, über den Panixer Pass, Ilanz und Chur nach Balzers. Am 11. Oktober 1799 erreichte Suworow mit 15000 Soldaten Balzers, wo er sich im Gasthof Rössle für eine Nacht einquartierte, um über Liechtenstein, Feldkirch, Bregenz und Lindau nach Russland zurückzukehren. Aus Chalcedon, Belarussischer Feuerstein, Nephrit, Quarzit, Dolerit, Dendrolith, Silber. Steinschneidewerkstätte: Swjatogor. © Jewgeni Litwinow | Swjatoslaw I. (um 942 – 972), Grossfürst der Kiewer Rus. Er eroberte die Gebiete bis an den Don und an die Ostküste des Asowschen Meeres und Bulgarien, das er aber nach einigen Niederlagen wieder an das Byzantinische Reich abgeben musste. Aus Dolerit, Achat, Moosachat, , Gasgan-Marmor, Feuerstein, Tigerauge, Pegmatit mit Quarz, Jaspis, Silber, Messing. Steinschneidewerkstätte: Swjatogor. © Jewgeni Litwinow | |
Iwan IV., der Schreckliche (1530 – 1584), Zar von Russland. Er eroberte grosse Gebiete im Osten und Süden. Er reformierte die Armee, Verwaltung und das Recht. Aus Achat, Marmor, Feuerstein, Jaspis, Jaspilit, Tigerauge, Magnesit, Gold, Silber. Steinschneidewerkstätte: Swjatogor. © Jewgeni Litwinow | Peter I., der Grosse (1672 – 1725) , Zar von Russland, und Alexander Men-schikow (1673 – 1729), Generalissimus der russischen Armee. Peter der Grosse eroberte Gebiete im Nordwesten sowie Westen und reformierte u.a. die Wirtschaft, Schulen, Verwaltung und die Armee und gründete die russische Flotte, Akademie der Wissenschaften und das nach ihm benannte St. Petersburg. Alexander Menschikow war ein treuer Gefährte von Peter dem Grossen, unter dem er zum Generalissimus der russischen Armee aufstieg. Aus Nephrit, Cacholong, Achat, Gasgan-Marmor, Jaspis, Aventurin, Chrysopras, Silber, Messing. Steinschneidewerkstätte: Swjatogor. © Jewgeni Litwinow | |
Opritschnik Die Opritschnik waren dienstadelige Krieger, die unter Iwan IV. den Schrecklichen zwischen 1565 und 1572 eine eigene Armee bildeten. Steinschneidewerkstatt: „Swjatogor“ 2013 Autor: Grigori Ponomarjow Meister: Artemi Ushkow Juwelier: Dmitri Babuschkin Material: Nephrit, Jaspis, Karneol, Feuerstein, Pyrit, Marmor, Chrysopras, Chalce-don, Dendrolith, Silber, Messing © Jewgeni Litwinow | Pereswet ( ? – 1378) Als Dmitri Donskoi, Grossfürst von Moskau, gegen den Tataren Mamai zog, soll ihm der Heilige Sergius von Radonesch zwei von ihm gesegnete Mönche, darunter Pereswet, als Unterstützung geschickt haben. Pereswet soll am Vorabend der Schlacht gegen den Tataren Temir-Mursa im Zweikampf angetreten sein. Der Aus-gang des Kampfes soll als Vorzeichen für die Schlacht gegolten haben. Beide star-ben und die am nächsten Tag auf dem Kulikowo Pole geführte Schlacht ging zwar mit einem Sieg für Dmitri Donskoi aus, der aber die Tataren nicht bezwang. Steinschneidewerkstatt: „Swjatogor“ 2015 Autor: Grigori Ponomarjow Meister: Artemi Lebedew, Roman Bachtin Juwelier: Wiktor Sobolew, Dmitri Babuschkin Material; Dolerit, Moosachat, Gasgan-Marmor, Feuerstein, Chalcedon, Hämatit, Jas-pis, Karneol, Nephrit, Silber, Messing, vergoldet © Jewgeni Litwinow |
24.3.2016 – 12.6.2016
Liechtensteinisches LandesMuseum